Im Tode das Leben

Und wie der Geist, der leichter so gehoben,
Wenn in ihm schon die Erd’ ein Himmel war,
Beim Scheiden freier schweben muss nach oben,
Und alles dunkle flugs ihm werden klar:
So wird auch leichter oft er nieder schweben
In sanftem Weh’n, bei milder Sterne Gluth,
Dorthin, wo liebend er geweilt mi Leben,
Wo nun im Staub die ird’sche Hülle ruh’t. 

Dort, von des Geistes freiem Flug getragen,
Dort, wo ich das geliebte Antlitz sah,
Dort schau’ ich nun den ernsten Hügel ragen,
Auf freier Höh’, des Himmels Hauche nah’,
Und röthlich knospend schimmern rings die Bäume, 
Und lichte Wolken zieh’n in blauer Luft.
Da will ich ruh’n, versenkt in tiefe Träume,
Umwebt von ewig blüh’nder Zeiten Duft.

Wohl pfleg’ ich stürm’scher sonst mein Lied zu singen,
Das noch mi Sturm auf kahler Höh’ verhallt;
Doch heute muss ich leis’ die Saiten schwingen,
Dass nicht zu wild dem Schlummernden es schallt:
Dem müden Haupt, das, lang erschöpft von Leiden,
Nun friedlich schläft nach all den Lebensmüh’n;
Ihm und dem frühverklärten Kind – ja, Beiden,
Die dort gebettet ruh’n im Hoffnungsgrün.