Im Tode das Leben

Er ist nicht todt: zu wahrem, schön’rem Leben
Hob sich die reine Seele himmelwärts:
Zum Schau’n des Gotteslichts empor zu schweben,
An das er hier geglaubt in Leid und Schmerz.
Gelöst sind nun die Räthsel dunkler Stunden:
Was Geistesflug und treuen Herzens Schlag
Hier ahnend suchte, jetzt hat er’s gefunden;
Der Erde Dämm’rung weicht dem lichten Tag.

Frei von den Fesseln, die den Geist umwanden
Im steten Kampf mit bitt’rer Schmerzensnoth,
Doch fester nur in ew’gen Liebesbanden.
Fühlt er, die Lieb’ ist stärker, als der Tod: 
Ihr lichter Schein erlosch nicht in dem Grauen
Des dunkeln Pfads, der nach dem Jenseits führt;
Nein, schöner noch erglüht sie auf den Auen, 
Wo Gottes Näh’ zu leicht’rem Flug beschwingt. 

Drum nicht vergebens war’s, so treu zu lieben,
Den sel’gen Blick nach oben unverwandt,
Und still, von heil’gem Forschungsdrang getrieben,
Fern zu erspäh’n das lichte Geisterland.
Der Geist, schon hier dem Irdischen enthoben, 
Der Geist, den Christi Lebenshauch geweiht,
Ja, der dringt frei zum Wiederseh’n nach oben,
Der hier schon lebt mi Glanz der Ewigkeit.